Das Wort Missbrauch finde ich, was Menschen angeht, falsch und richtig zugleich. Falsch, weil es impliziert, dass man andere Menschen auch sachgemäß gebrauchen kann. Richtig, weil es eigentlich genau das ausdrückt, was passiert. Menschen werden benutzt, konsumiert, ausgebeutet und objektifiziert. Wenn ich aber sage "ich wurde missbraucht", dann fühle ich mich sofort auf der Ebene des Objekts. Hier lasse ich das Geschäft, den Deal zu, erkläre mich einverstanden. Du darfst mich missbrauchen und dafür bekomme ich von Dir gefälschte Anerkennung, Sicherheit oder whatever. Nein, Objektifizierung von Menschen ist nichts anderes als Gewalt.
Man könnte jetzt einwerfen, dass wir alle einander auf unterschiedlichen Ebenen benutzen. Ich frage: Macht es das besser? Ist es das, was wir für ein gesundes Miteinander wollen? Oder ist es eine gesellschaftliche Betriebseinstellung, eine unbewusste Entmenschlichung in unserer kollektiven Konditionierung, die permanent Leiden und Trennung erzeugt und deshalb radikal in Frage gestellt werden muss?
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